Überraschung Nummer 1:
In Erwartung einer wild entschlossenen und großen Zuschauermenge, schien es uns nur angebracht, zeitig vor den Toren des Posthofes zu stehen, um einen halbwegs günstigen Platz zu ergattern. Als wir dann eine gute halbe Stunde vor Einlass den Posthof erreichten, erblickten wir aber anstatt einer motivierten und aufgeregten Fangemeinschaft, eine gänzlich andere Zuschauermenge. Man stand nicht drängelnd um den besten Platz vor den Türen, sondern saß irgendwo halb vergammelt in einer Ecke und trank Bier (welches das einzig Positive an diesem Bild war). Die offensichtlichen Fans waren stark in der Unterzahl, augenscheinliche Merkmale eines Faibles für das Metal-Genre suchte man (fast) vergebens und der Blutalkohol der meisten (offensichtlichen) Metalheads, war bereits so hoch, dass das Konzert von ihnen wohl kaum mehr ordentlich wahrgenommen werden konnte.
Dafür wimmelte es von „Kindern“, die sich, nach verblüfftem Nachfragen, alle als (höchstens) Fünfzehnjährige herausstellten. Immerhin trugen einige von denen Band-Shirts, wenn auch von anderen Bands, aber besser als gar nichts…
Überraschung Nummer 2:
Die Masse war keine Masse an sich, sondern ein loser Haufen aufgereihter Schwarzgekleideter (oder auch bunt). Noch vor dem Öffnen der Tore, wurde uns bewusst, wie leer der Saal sein würde. Und das trotz dem Stress, den wir durchmachen mussten, um Karten zu bekommen (man hatte uns bereits am Dienstag zuvor gesagt: „Oh, es sind ja nur mehr 7 übrig! Glück gehabt!“)Da hätten noch um einiges mehr als sieben Leute reingepasst…
Überraschung Nummer 3:
Nach Ergattern eines guten Platzes in der vordersten Reihe, war (dezent) gespanntes Warten auf die Vorband angesagt. Gut, Machinae Supremacy! Die Band kam, sah und versagte. Die derbe Enttäuschung lag wohl auf beiden Seiten. Einerseits hatte niemand im Publikum Lust einer „Nintendo-Musik“ (Chiptune) orientierten Band Gehör zu schenken, was die Musiker sichtlich ärgerte (vor allem den Sänger, der immer wieder verzweifelt versuchte, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu lenken). Andererseits hatte die Band (leider) null Ausstrahlung und musikalisch beeindruckte auch nur der Gitarrist. Dieser schien sich jedoch zu gut um die Fans auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen.
Überraschung Nummer 4:
Als Ensiferum Neuling hatte ich alles erwartet und noch mehr bekommen. Um nicht in süßliche Schwärmereien zu geraten, lasse ich die Ausschmückungen weg und drücke es so derb wie es geht aus: die Band war geil! Die etwas verwirrende und leicht störende Zurückhaltung des Sängers wurde in tausendfacher Weise von der außerordentlichen Begeisterung des Bassspielers Sami Hinkka ausgeglichen. Damn, so einen Enthusiasmus sieht man selten! Überraschung Nummer 6 ließ meine Begeisterung für ihn noch mehr wachsen
Von der etwas zu dezenten Lichtshow ließen sich weder Musiker noch Zuhörer stören, das Bühnenbild war dafür sehr schön und die Auswahl der Songs war (sofern ich es einschätzen kann) wirklich gut getroffen
Überraschung Nummer 5:
Children of Bodom schockten, bis in die Knochen! So einen verpatzten Anfang sieht man selten. Da kamen die Musiker, stellte sich einfach hin und machten. Ach, beschimpft wurde man natürlich auch, was immerhin zu etwas Auflockerung und belustigtem Aufschreien anregte.
Nach drei Songs hatten sich aber alle Bandmitglieder schnell wieder eingekriegt und kehrten zu alter Größe und Hingabe zurück. Gerade noch gerettet! Doch auch der Rest der Show eignete sich im Grunde „nur“ zu durchgehendem Headbangen, viel interagiert wurde nicht und die Bühnenshow war auch wenig bis nicht interessant. Trotzdem war’s ganz „nett“, aber nett sollte so etwas ja nicht sein
Überraschung Nummer 6:
Nach der Show durfte natürlich ein Abstecher zu dem angebotenen Merchandise-Artikeln nicht fehlen. Da wurde man freundlichst bedient und kam auch auf ziemlich günstigem Wege zu fetzigen Fetzen. Als wir uns dann in Richtung Ausgang bewegten (in die neu erworbenen Ensiferum T-Shirts gehüllt, versteht sich) wurde mein Freund plötzlich von einer merkwürdigen Gestalt mit schwarzem Hut aufgehalten. Zu weit abseits stehend, konnte ich nicht hören, was gesprochen wurde. Doch mein Freund klärte mich daraufhin auf, dass zwei Jungs von Ensiferum gleich hinter dem Merchandise-Stand herumlungerten und auf Fans warteten, die mit ihnen quatschten. Wir erfüllten „großzügig“ ihren Wunsch und unterhielten uns mit ihnen über die Show. Sami war auch „in echt“ so enthusiastisch wie auf der Bühne, aber doppelt so freundlich Der Sänger Petri wirkte weniger begeistert und so widmeten wir unsere ganze Aufmerksamkeit Sami zu, der diese auch wirklich verdiente. Somit erweist sich für mich die Theorie „Die besten Musiker, sind die sympathischsten!“ weiterhin als wahr.
Überraschung Nummer 7:
Daheim beim Ablegen der erbeuteten Güter, trat uns plötzlich ein uns unbekannter Geruch in die Nasen. Die Shirts rochen irgendwie seltsam… Nachdem ich unschuldig meine Mutter gefragt hatte, bekam ich folgende Antwort: „Jo Kinda, wissts denn ia des ned? So riacht Hanf!“ Schön das von seiner Mutter gesagt zu bekommen
PS: Wer diese Rückmeldung ganz durchgelesen hat, verdient Respekt